Geformt aus kleinsten Dingen,
die Zufälle einander bringen,
in Wolken, und im Winde,
wo es einander finde,
wabere, sich halte,
und Tropfen so gestalte.
Formt sich, wächst heran.
Aus allen Wolken fällt sodann,
der Tropfen, Teil des Regens,
zu Beginn des Tropfenlebens.
Und was zu Tropfen werde,
falle schließlich auf die Erde,
fließt als Rinnsal, Bächlein, Fluss,
zu dem das Tropfen werden muss.
Doch, ob dies so kommen solle,
liegt leider nicht in der Kontrolle,
die ein Tropfen, still,
vielleicht doch haben will.
Doch Mut soll Tröpfchen fassen,
es so passieren lassen.
Treibt in jenem großen Strome,
in dem jedes Tröpfchen wohne,
bis zu jenem größten Heer,
der Flüsse Ende, großes Meer.
und zwischen all den bunten Fischen,
wird sich dort vermischen,
was schließlich steigt, als Dunst empor,
und wieder wird, was es zuvor,
weil es der Dinge Lauf versteht,
wenn neuer Tropfen so entsteht.
Und glücklich sei, wer dies genießt,
sich treiben lässt, weil alles fließt.
Kategorie: Lyrik
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Treiben lassen
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Über Übergangslösungen
Lebt der Mensch, dann tut es Not,
dass er lebt zu seinem Tod.
Zwischen all der Zeit so klein
ein „noch nicht“ bis zum „nicht mehr sein“.
Zwischen: „Da hat es dich noch nicht gegeben …“
und dem „Das war’s dann wohl mit meinem Leben.“
Dazwischen sieht der Mensch nur Teile,
verständlich, bedenke man die lange Weile,
der Zeit im Sturm- und Lebensdrang
doch ist sie stets nur Übergang.
Drum braucht es keine Dauerlösung,
es braucht nur Übergangs-Erlösung.
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Wütend lieben
Grausam, was es flüstern will,
mit strafend, schriller Stimme.
Ich zwinge es, es schweige still,
weil ich in mir bestimme.Boshaft formt es die Gedanken,
versucht gehässig, mich zu treiben,
und bringt es mich ins Wanken,
stur werd’ ich stehen bleiben.Während es so in mir wüte,
will diebisch ich mich freuen
und mit aller Herzensgüte,
nichts davon bereuen.Denn, dies alles auszuhalten,
ist mein fortwährend Siegen,
in der Schlacht mich zu entfalten,
um wahrhaftig, treu zu lieben.
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Ambivalenz
Warum ist es so anstrengend,
wunderschön, doch einengend?
Warum verwirrt es mich so sehr,
wirft mich gnadenlos umher?Gleichzeitig das wunderschöne,
was mit dem Leben mich versöhne,
und doch das Grauenhafte,
dass ich daran so verachte.Wird von selbst, wird ständig mehr,
leicht und luftig, steinig schwer.
Während alles in mir schreit:
Das Leben ist Unsicherheit.
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Jene Mächte
Oh, ich fürchte jene Macht,
die Leidenschaft in mir entfacht,
mich mit so viel Kraft und Fleiß,
gründlich zu verzaubern weiß,
die Blind ist und doch alles sieht,
die Macht der niemand ganz entflieht.Und doch trägt mich jene Kraft,
die so viel Hoffnung in mir schafft,
die mich immer wieder findet,
uns an sich und aneinander bindet,
die das Sehnen in mir spürt
mich immer wieder zu dir führt.Auf ihre Gnade hoffe ich.
Unsichtbar und ewiglich,
Mutter aller, königlich,
für alle und doch nur für sich,
führen ihre Kräfte doch,
finden deine Augen mich.
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Geist
Es wohnt jedem Wesen inne,
selbst den Dingen ohne Sinne.
Es wohnt in allen unsren Sachen,
in allem, was wir uns erschaffen.Das Sehnen, Leben einzuhauchen,
weil wir ein Gegenüber brauchen.
Wir schauen, tiefer, Stück für Stück
und hoffen, auf den Blick zurück.Weil wir schaffen, um zu sehen,
schauen, suchen, weil wir flehen,
wir Götter sind, die Götter rufen,
in unsrer Schöpfung Antwort suchen.Weil wir in diesen Abgrund schauen,
dem wir uns alle anvertrauen,
Mensch einsam ist und nicht bereit,
für seine eigne Endlichkeit.
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Sterne
Sterne, hoch, sie stehen dort,
sie schwinden nicht, sie bleiben dort.
Wenn der Sterne Licht des Tags entflieht,
sind es auch nachts mehr, als man sieht.Sterne, sämtlich, starren,
scheinen zu verharren.
So sind sie alle selbst auf Reisen,
und können dennoch Wege weisen.Sterne, endlich, mannigfaltig,
kleinste Lichter, doch gewaltig,
wirken oft wie Waisen,
wo doch Welten sie umkreisen.
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Schneeflocken
Ich gehe durch den Schnee,
in dem ich jede Flocke seh’,
wie sie sich auf die Erde legen,
fallen, leben, Träume hegen.
Nicht jeder Fall ist Untergang,
nicht jedes Leben ist voll Drang.
Das Streben einer Flocke, still,
ist stets nur, dass sie fallen will.
So bedeckt die Flockenpracht,
die Welt mit ihrer stillen Macht.
Doch im Frühling wird’s zum Tropfen,
der, mit sanftem Klopfen,
in die dunkle Erde rinnt,
nun für Neues ist bestimmt.
In Blüten steigt es auf,
im ewig, stetem Lauf.
Ergießt sich bald aus neuen Himmeln,
ob in weißem Flockenwimmeln,
als Regen, Nebel und Graupelschauer,
ist vergänglich, doch von Dauer,
erneuert sich, in allen Kreisen,
die allem Leben Wege weisen.
Erblüht und fällt und steigt empor,
durchquert und fällt durchs Himmelstor.
So frag’ ich mich in jedem Regnen:
Ob wir demselben Tropfen je begegnen?
In jedem Schnee, der rieselt,
in allem, was je nieselt,
in allem, was dort fließt und fällt,
bereichert dieses meine Welt.
Und warm umfängt mich jenes Treiben,
ich werde Teil der Flocken bleiben.
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Wahrheit
Als Besonders wird oft nur erkannt,
was auch als solches wird benannt.
und einsam das, was stets allein,
nur muss allein nicht einsam sein.Die Wahrheit bleibt, und das mit Fleiß,
nur dem, der nicht schon alles weiß,
der Stolz, dem, der sich winzig macht,
und Funke das, was Feuer macht.Streit stets findet, wer ihn meidet,
Reichtum nie, wer ohne leidet.
Gewissen auch, die ohne Schuld,
das Warten die mit Ungeduld.Tage folgen allen Nächten,
und Lügen allem echten,
Schmerz folgt aller liebe doch
und dauert sie so lange noch.Mit allem kann man sich befassen,
und man kann’s auch bleiben lassen,
aus allem kann nicht alles werden,
auch die Konserve kann verderben.Was Gabe ist, das ist gegeben,
und das Leben da zum Leben.
doch zögert mans zu lang hinaus,
ist’s meistens oft schon vorher aus.
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Leiter
Ich spüre stetig Tag für Tag,
was ich nicht, und was ich mag,
was sich fügt und offen bleibt,
was mich trägt und was mich treibt.Ich fühle in mir jede Nacht,
was mich prägt, mich zu mir macht,
was ich grüble, überlege,
welches sind die meinen Wege.Und ich steige, stetig weiter,
auf der langen Lebensleiter,
ob erlitten, ob genossen,
nahm ich dieser Leiter Sprossen.Unternahm mit jedem neuen Tritt,
wieder einen neuen Schritt,
mich zu mir selbst zu führen,
und mein Leben zu erspüren.So strebe ich, so lebe ich,
entwickle und erhebe mich,
nach neuen Sprossen mich zu strecken,
Auf dem Weg mich zu entdecken.